In einer seit 40 Jahren bestehenden Energiepartnerschaft zwischen Norwegen und Deutschland verkündet RWE ein weiteres erfolgsversprechendes Partnerprojekt mit dem norwegischen Energiekonzern Equinor Anfang 2023. Equinor ASA ist Europas zweitgrößter Gaslieferant und verfolgt ambitionierte Ziele auf dem Gebiet der Erneuerbaren Energien, vor allem im Bereich Offshore Wind.
Das nun präsentierte Projektvorhaben sieht hohe Investitionen in die Produktion, den Transport und die Verbrennung von sauberem Wasserstoff vor. Geplant ist, blauen und grünen Wasserstoff von Equinor in Norwegen zu beziehen und über eine Wasserstoffpipeline nach Deutschland zu leiten.
Hier will RWE den Brennstoff in wasserstofffähigen Gaskraftwerken verfeuern und zur Stromproduktion nutzen. Der Bau einer solchen Pipeline wird derzeit von Gassco, Equinor und Dritten geprüft. Bis ins Jahr 2038 sollen bis zu 10 Gigawatt blauer Wasserstoff in Norwegen produziert und per Pipeline nach Deutschland transportiert werden.
Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken
Sowohl die Wasserstoff-Pipeline als auch die wasserstofffähigen Gaskraftwerke sind technologische und infrastrukturelle Großprojekte, die zur europäischen Energieversorgung und zum Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland und der EU beitragen sollen. Ebenso soll die Partnerschaft die europäische Versorgungssicherheit in einem langfristig dekarbonisierten Stromsektor stärken.
Investition von drei Gigawatt Leistung von wasserstofffähigen Gaskraftwerken
H₂-betriebene Gaskraftwerke ab 2030
Kraftwerkskapazität
H₂-ready
über Pipeline bis 2038
So entsteht grüner und blauer Wasserstoff
Blauer Wasserstoff wird durch Dampfreduktion von Erdgas hergestellt. Bei diesem Verfahren wird das Gas in Wasserstoff und CO2 aufgespalten. Das bei der Produktion von blauem Wasserstoff entstehende Kohlendioxid wird mit Hilfe der Technologie zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid (Carbon Capture Storage) in Norwegen unterirdisch und sicher gelagert.
Grüner Wasserstoff entsteht, wenn die Elektrolyse von Wasser – also die Gewinnung von Sauerstoff und Wasserstoff – mit Strom aus Erneuerbaren Energien durchgeführt wird. RWE und Equinor wollen hierfür auch bei Erneuerbaren-Projekten zusammenarbeiten, um grünen Wasserstoff herstellen zu können. Beide Unternehmen loten Möglichkeiten aus, um mithilfe von Offshore-Windkraft entlang der Pipeline Wasserstoff-Elektrolyseanlagen zu errichten.
So zielt das gemeinsame AquaSector-Pilotprojekt in der Nordsee auf die Errichtung eines 300-MW-Offshore-Windparks ab, der mit Elektrolyse-Anlagen verbunden wird und so direkt auf dem Meer grünen Wasserstoff produzieren kann. Darüber hinaus werden RWE und Equinor weiterhin gemeinsame Investitionen in reine Offshore-Windprojekte in Norwegen und Deutschland prüfen. Dies gilt ebenso für die Produktion von grünem Wasserstoff an Land in Norwegen.
Wasserstofffähige Gaskraftwerke ebnen Energiewende
Gemeinsam wollen RWE und Equinor in flexible, wasserstofftaugliche Gaskraftwerke in Deutschland investieren. Die Inbetriebnahme der Anlagen soll bis 2030 erfolgen. Bereits zu Beginn des Regelbetriebs könnten dort bis zu 50% der drei Gigawatt Leistung durch Einspeisung von Wasserstoff erreicht werden, wie RWE und Equinor mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vereinbart haben. Beide Unternehmen streben an, bis Mitte der 2030er Jahre einen 100-prozentigen Wasserstoffbetrieb zu erreichen. Wasserstofffähige Gaskraftwerke gleichen die volatile Einspeisung von Erneuerbaren Energien aus und tragen dazu bei, eine schwankende Stromnachfrage auszubalancieren. Ganz im Sinne der strategischen Partnerschaft und im Einklang des Dekarbonisierungspfades verantwortet Equinor auch die Versorgung der Kraftwerke mit Erdgas und Wasserstoff. Dazu will Equinor zunächst das Erdgas liefern, das zur Deckung des Eigenbedarfs der gemeinsamen Kraftwerke benötigt wird. In einem ersten Schritt wird Erdgas durch blauen Wasserstoff ersetzt. Mit dem Anschluss von Offshore-Wasserstoffproduktionsanlagen an die geplante Pipeline wird grüner Wasserstoff nach und nach sein blaues Pendant bei den Importen nach Deutschland ergänzen und schließlich ersetzen. Der grüne Wasserstoff aus den gemeinsamen Projekten von RWE und Equinor wird so die gemeinsame Flotte an H2-ready-Gaskraftwerken beliefern, um die Dekarbonisierung abzuschließen.