Ein Kernkraftwerk im Rückbau
Das ehemalige Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich befindet sich in Rheinland-Pfalz, nördlich der Stadt Koblenz. Seit Sommer 2004 wird die Anlage zurückgebaut. Das bedeutet, dass alle technischen Einrichtungen aus dem Reaktorgebäude entfernt werden. Wenn dann der Nachweis erbracht ist, dass die verbliebenen Betonstrukturen frei von künstlicher Radioaktivität sind, können Gebäude und Gelände aus dem Atomgesetz entlassen werden.
Maschinenhaus, Schaltanlagengebäude, Kühlturm und weitere Gebäudewurden bereits in den Jahren 2018/2019 abgerissen und die freigewordenen Geländeteile sind mittlerweile an Nachnutzer verkauft.
Rückbau im Atomkonsens besiegelt
Der Beschluss zur Stilllegung und zum Rückbau des Kernkraftwerks Mülheim-Kärlich ist ein Ergebnis der Vereinbarung zum Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland, die am 14. Juni 2000 zwischen der damaligen Bundesregierung und den Kernkraftwerksbetreibern geschlossen wurde.
Ein kurzer Rückblick
Nach dem Baubeginn 1975 konnte die Anlage erst 1986 den nuklearen Probebetrieb aufnehmen. Formale Mängel führten nach nur 13 Monaten Leistungsbetrieb im September 1988 zur Abschaltung. Der nun folgende mehrjährige Rechtsstreit hat gezeigt, dass weder technische noch sicherheitstechnische Mängel zum Stillstand der Anlage geführt haben.
Genehmigung für Stilllegung in 2004
2001 hat RWE einen ersten Genehmigungsantrag bei der zuständigen Genehmigungsbehörde eingereicht. Begleitet von einem ausführlichen Erörterungsverfahren hat das Ministerium für Umwelt und Forsten in Rheinland-Pfalz am 16. Juli 2004 die Genehmigung für die Stilllegung und den Beginn der ersten Abbauphase des Kraftwerks Mülheim-Kärlich erteilt. Weitere Genehmigungen folgten, die letzte wurde am 08. Oktober 2015 erteilt.
Rückbauarbeiten
Aktuell konzentrieren sich die Rückbauarbeiten im Reaktorbereich auf den sogenannten Primärkreislauf: Seit dem Sommer 2022 wird das ehemalige Herzstück der Anlage, der Reaktordruckbehälter, aufwendig – und in großen Teilen fernhantiert – zerlegt.
99% der Radioaktivität in 2002 abtransportiert
Übrigbleiben wird eine radioaktive Abfallmenge von rund 1.700 Tonnen. Da es sich hierbei um schwach- und mittelradioaktives Material handelt, kann alles in das genehmigte Endlager Konrad eingelagert werden. Bereits im Sommer 2002 wurden die letzten Brennelemente – und damit 99% des radioaktiven Potenzials – von der Anlage Mülheim-Kärlich abtransportiert.