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STA02-erfahrungsberichte

Lesen Sie die spannenden Erfahrungsberichte unserer Kolleg*innen

Unsere Erfahrungen

Wie ist es, sich am Arbeitsplatz als Teil der LGBT*IQ-Community zu outen? Wie reagieren Kolleg*innen und Vorgesetzte? Michaela Elschner, Lothar Emmerich und Manuela Neuroth haben sich bei RWE als LGBT*IQ geouted. Hier können Sie ihre Erfahrungsberichte lesen.


Erfahrungsberichte

Erfahrungsberichte | Vielfalt bei RWE

Lothar Emmerich

Meine Erfahrungen als GAY im Revier

Hallo zusammen,

ich wollte hier einfach mal meine Erfahrungen als GAY im Revier mit euch teilen.

Dazu stehen

Man wird ja nicht morgens wach und ist schwul. Nein, es ist ein Prozess und auch ein Weg, den man erst mal selbst gehen muss. Da gibt es ganz verschiedene Anfänge und Momente, die einen selbst ins Grübeln bringen können. Ein Film, in dem der Hauptdarsteller total toll war. War es die Filmhandlung oder doch eher der Schauspieler selber? Oder man lässt dem besten Freund alles durchgehen und weiß selbst gar nicht so genau, warum? Dann beginnt man, vieles zu hinterfragen. Bei dem Einen geht es recht schnell, weil er sich über seine Gefühle schon früh klar wird, bei Anderen dauert es länger. Es ist häufig ein Wendepunkt im Leben. Doch keine Kinder? Kann ich hier im Ort bleiben? Muss ich in die Stadt ziehen? Was ist, wenn ich‘s einfach nicht beachte? Dazu gehört auch das Umfeld: wenn das Thema in der Familie tabu oder das Verhältnis zu den Eltern nicht so offen ist, wie es hier erforderlich wäre, ist man als Schwuler schnell auf sich allein gestellt. Man muss sich seiner Sexualität erstmal klar werden. Sich selbst zu finden, kann ein langer Weg sein und erst dann geht es weiter.

Das Coming Out

Nach dem „inneren Coming Out“, geht‘s meistens nicht als Erstes zu seinen Eltern, sondern die beste Freundin oder der beste Freund müssen meistens herhalten und man ist auf die Reaktion sehr gespannt. Mit diesen Erfahrungen geht’s dann zu Hause weiter. Die größte Schwierigkeit ist der richtige Zeitpunkt. Man kann es nicht wirklich vorbereiten. Es ist meistens eine bestimmte Situation erforderlich und dann auch in diesem Moment eine gehörige Portion Mut. Ein Beispiel aus dem Leben. „Wir legen das mal auf den Dachboden, wenn du mal Kinder hast, dann bist du erst mal froh um jedes Teil, was du nicht sofort kaufen musst.“ – „Mutter, ich glaube, das wird nicht nötig sein. Wir müssen reden.“ Das gilt natürlich nicht für alle. Da können eigentlich alle Schwulen etwas zu sagen und man hört die wildesten Geschichten. Von „Ja ok, habe ich mir schon gedacht“ bis zu „Raus und komm nie mehr wieder“ ist alles dabei. Da kann sich jede*r vorstellen, wie viel Mut man schon in der Familie braucht, sich zu Outen.

Reaktionen der Kolleg*innen

Wie ist das dann erst unter den Kolleg*innen? Muss ich es denen sagen? Was ist, wenn die das von Anderen erfahren? Wie wird jede*r Einzelne reagieren? Das muss schließlich jede*r für sich selbst wissen. Mir selbst waren die Unterhaltungen mit den Kolleg*innen wichtig. Mich zu verstecken, damit niemand etwas merkt, war mir einfach zu anstrengend. Wenn jemand über familiäres sprach, habe ich mich schon zurückgezogen, aus Angst, man könne mich etwas über meine Familienplanung fragen.  Auf die Frage, wie mein Wochenende gewesen sei, musste die Person mit einem „gut“ oder „normal“ zufrieden sein. Das wollte ich dann mit einem Coming Out in der Werkstatt beenden. Die Ausführung war einfach. Ich habe der größten Quatschtante, der Mensch gewordenen Werkstattzeitung oder wie derjenige auch immer betitelt werden kann, gesagt: „Ich bin schwul. Das darfst du aber keinem weitersagen“, dann war die Arbeit in einer einzigen Stunde auch schon getan und ich musste nur noch auf die Reaktionen warten. Nach dem ersten Rückversichern der Kolleg*innen, ob es denn wirklich so ist, kam bei den Meisten eher eine Ratlosigkeit auf, die aber auch schnell von Neugierde abgelöst wurde. Wenn sich doch mal jemand zu diesem Thema negativ äußerte, verteidigten mich die anderen Kolleg*innen. Ich habe mich eigentlich nie wirklich rechtfertigen müssen. Also im Großen und Ganzen waren es gute Erfahrungen und es brachte mir auch durchaus persönliche Vorteile. Wenn ich vorher beispielsweise als komisch und verschlossen galt, wusste man jetzt, wo man bei mir dran war und übergab mir dann eher Aufgaben, die ich vorher nicht machen durfte. Ich konnte mehr Ruhe in meine Arbeit bringen. Mich konnte man mehr über die Arbeit fragen, weil ich ja nicht mehr aufpassen musste, mich nicht zu verraten. Das Arbeiten wurde einfacher und angenehmer. Und auch die Kolleg*innen wurden offener untereinander, was dem ganzen Abteilungsklima zu Gute kam.

Reaktionen aus dem Konzern

Ja, hier wird es schwierig. Da gab es Nichts. Ein einziges Mal wurde bei uns eine E-Mail ausgehangen dass man niemanden diskriminieren darf, egal welches Geschlecht, Herkunft, Religion oder sexuelle Orientierung jemand hat. Mehr gab es lange Zeit nicht. Als ich nach den Sonderurlaubstagen für die Eintragung der Partnerschaft mit meinem Mann fragte, gab es über Wochen Ratlosigkeit. Über Jahre fand ich keine Mitstreiter*innen zum Thema LGBT*IQ im RWE Konzern. Als ich dann aus der Werkstatt in das Büro wechselte, fanden sich doch sehr zaghaft die ersten Leute und es entwickelte sich langsam das LGBT*IQ & Friends Netzwerk. Mir persönlich gibt es Einblicke in ganz andere Bereiche des Konzernes. Der Hauptsitz in Essen ist nicht nur ein Bild auf dem Monitor, sondern man kennt Leute, die dort arbeiten. Die unterschiedlichsten Berufe oder Aufgabenbereiche sind in unserem Netzwerk vertreten und dennoch vereint uns alle der LGBT*IQ Hintergrund und der Konzern RWE, der uns das Netzwerk möglich macht.

Lothar Emmerich

Manuela Neuroth

Mein Coming Out als Transfrau am Arbeitsplatz

Mit 5 fiel mir das erste Mal auf, dass mit mir „etwas nicht stimmte“: Zugleich mit Freude, Verwirrung und Scham erfüllte es mich nämlich, für ein Mädchen gehalten worden zu sein!

Ich konnte darüber mit niemandem sprechen und verbarg diese Erlebnisse – genauso wie z.B. die schöne Empfindung, das Brautkleid meiner Mutter anzuziehen. Neben zunehmenden weiblichen Vorlieben entwickelte sich eine starke Abneigung gegen typisch männliche Verhaltensweisen: Ich weigerte mich standhaft, Anzug und Krawatte zu tragen oder mich vor anderen Jungen in der Umkleide auszuziehen.

Da ich andererseits aber akzeptiert werden wollte, legte ich mir durchaus männliche Hobbies zu und tat alles, um mein sich entwickelndes weibliches Inneres vor anderen Menschen zu verbergen. Mädchen faszinierten mich immer sehr, ich verliebte mich auch häufig in sie und fand mit 19 Jahren meine große Liebe, mit der ich inzwischen über 30 Jahre verheiratet bin und 3 wundervolle Kinder habe. Ein erster Versuch, meiner damals 14 jährigen Freundin von meinen Sehnsüchten zu erzählen, wurde von ihr nicht verstanden und etwas brüsk abgetan.

In mir baute sich somit eine weibliche Parallelwelt auf, die ich mir nicht erklären konnte, bis ich im Fernsehen eine Dokumentation über eine Trans*frau sah, die mich zugleich mit Widerstand, Faszination und Sehnsucht erfüllte. Das war ich, was ich da sah. Gleichzeitig wollte ich dies aber auf keinen Fall, da ich mich vor den Konsequenzen fürchtete. Ich legte mir ein Informationsverbot auf, das ich 24 Jahre durchhielt, bis ich nach Internetrecherchen die vermutete Eigendiagnose „transident“ bestätigt sah.

Zwei Jahre später erfolgte mein Outing in über 180 Gesprächen, und zu meiner Freude erhielt ich über 95% positive Rückmeldungen (besonders im beruflichen Umfeld) – dabei hatte ich mit Ausgrenzung und Spott gerechnet. Danach ging alles ganz schnell, 2019 erfolgte die gerichtliche Änderung von Personenstand und Vorname und seitdem lebe ich glücklich und befreit als Frau.

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Michaela Elschner

Transition zur Frau „on the job“ – meine Erfahrungen

Ich habe bei der RWE Supply & Trading vor einigen Jahren „on the job“ den Wechsel vom Mann zur Frau vollzogen.

Wie bei vielen anderen war dieser Wechsel auch bei mir das Ergebnis einer jahrzehntelangen Geschichte von Verdrängungsversuchen. Mittlerweile ist es wissenschaftlich anerkannt, dass die geschlechtliche Identität – wie die sexuelle Orientierung – nicht änderbar ist und tief in uns verankert. Das lässt sich nicht dauerhaft verdrängen. Aber auch bei mir waren die Ängste vor negativen Konsequenzen gigantisch.

Erst eine private Krise führte dazu, dass ich diesen Verdrängungsmechanismus durchbrach: So ließ ich im Privatleben mehr und mehr von meiner weiblichen Identität zu. Im Beruf gab es schon mal Bemerkungen, weil ich mein Haar immer länger wachsen ließ. Einmal kommentierte ein Kollege Kajal-Reste um meine Augen humorvoll mit: „Am Wochenende wohl in einer Gothic-Disko gewesen?“ – der Spagat zwischen Privatleben und Beruf wurde immer größer.

Nach vielen schlaflosen Nächten entschloss ich mich, auch im Beruf als Frau zu leben. Zu meiner großen Erleichterung erlebte ich sehr viel Unterstützung und positive Reaktionen! Nach kurzer Zeit war ich selbstverständlich „die Kollegin“, die von allen mindestens genauso geschätzt wurde, wie „der Kollege“. In dieser auch privat nicht einfachen Zeit war die Arbeit sogar ein wichtiger Anker meiner psychische Stabilität.

Verdrängung und Verstecken kostet unglaublich viel Energie. Diese Energie kann ich nun im Beruf und im Privatleben viel besser einsetzen. Deswegen engagiere ich mich bei RWE im LGBT*IQ-Netzwerk, um zu sagen:

Ihr müsst euch nicht verstecken! Ihr könnte dazu stehen, wer ihr seid!

Michaela Elschner

Erfahrungsberichte

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  • Michaela Elschner

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