Klärschlamm wird in der Regel nicht als wertvoller Rohstoff sondern eher als problematischer Reststoff oder Müll angesehen. Die bisher üblichen Entsorgungswege liefen über die Landwirtschaft und die thermische Verwertung in Kraftwerken oder in sogenannten Mono-Verbrennungsanlagen, die ausschließlich Klärschlamm als Brennstoff nutzen. Schaut man jedoch genauer auf die Bestandteile von Klärschlamm, so erkennt man, dass er wertvolle Rohstoffe enthält. Neben Kohlenstoff, der in fast allen Gegenständen des täglichen Lebens enthalten ist, enthält Klärschlamm auch signifikante Anteile Phosphor – im getrockneten Zustand bis zu 5 Gew.-%.
Phosphor ist essentiell für den Zellstoffwechsel und daher ein unverzichtbarer Grundstoff für alles Leben. Er gelangt über die menschliche Nahrungskette in den Klärschlamm. Die natürlichen Phosphorvorkommen sind endlich und enthalten zunehmend schädliche Spurstoffe. Phosphor beziehungsweise Phosphaterz wird daher von der EU-Kommission als kritischer Rohstoff angesehen und das Recycling von Phosphor aus Klärschlamm soll in Zukunft stark ausgebaut werden. Mit der Ende 2017 novellierten Klärschlammverordnung sind die deutschen Kläranlagenbetreiber -abhängig von der Kläranlagengröße – ab 2029 beziehungsweise 2032 dazu verpflichtet, den im Klärschlamm enthaltenen Phosphor zu mindestens 50% zu recyceln. Um diese Verordnung technisch umsetzen zu können, sind intelligente Verfahren erforderlich, die neben dem Recycling von Phosphor als weiteren Bonus auch die effiziente Nutzung des Energie- und Kohlenstoffträgers Klärschlamm im Fokus haben.