- Nettoschulden um fast ein Fünftel gesunken
- Erneuerbare Energien haben ihr Ergebnis mehr als verdoppelt
- Konventionelle Stromerzeugung weiter unter Druck
- Niedrigeres Ergebnis für 2016 erwartet
- Vorgeschlagene Aussetzung der Dividende für Stammaktionäre ist harte, aber notwendige Maßnahme
Im Geschäftsjahr 2015 hat der RWE-Konzern wichtige Etappen bei der Stärkung seiner Finanzkraft erreicht. Die Nettoschulden konnten um fast ein Fünftel auf 25,1 Mrd. Euro verringert werden. Ausschlaggebend dafür war der erfolgreiche Verkauf von RWE Dea, der inklusive Zinsen auf den Verkaufspreis mit 5,3 Mrd. Euro zu Buche schlug. Hinzu kamen 1,4 Mrd. Euro aus weiteren Desinvestitionen. Zudem wirkte sich die Anhebung der Diskontierungssätze für Pensionsrückstellungen als Folge der Entwicklung der Marktzinsen schuldenmindernd aus.
Auch bei der Umsetzung des laufenden Effizienzsteigerungsprogramms wurden Erfolge erzielt: Ende 2015 wurde bereits ein nachhaltiger Ergebniseffekt von 1,6 Mrd. Euro erreicht, 100 Mio. Euro mehr als geplant. Daher will das Unternehmen zusätzliche Maßnahmen zur Stärkung der operativen Schlagkraft einleiten. Ihr Schwerpunkt liegt auf der konventionellen Stromerzeugung und dem britischen Vertriebsgeschäft, das umfassend restrukturiert werden soll. Insgesamt wird nun ein Ergebniseffekt von 2,5 Mrd. Euro (bisher: 2,0 Mrd. Euro ) angestrebt, der 2018 (bisher: 2017) in voller Höhe zum Tragen kommen soll.
Die Ende 2015 beschlossene strategische Neuaufstellung des RWE-Konzerns ist ebenfalls gut im Zeitplan. Die neue Tochtergesellschaft, in der erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb im In- und Ausland gebündelt werden, wird am 1. April 2016 an den Start gehen. Rückblickend auf das Jahr 2015 erläutert Peter Terium, Vorstandsvorsitzender der RWE AG: „Im vergangenen Jahr hatten wir mit einer Reihe von Schwierigkeiten zu kämpfen – von energiepolitischen Diskussionen über Probleme im britischen Vertriebsgeschäft bis hin zum weiteren Preisrückgang im Stromgroßhandel. Aber ich blicke mit Stolz auf die Leistung der Mitarbeiter zurück. Denn wir haben gemeinsam den RWE-Konzern in der Spur gehalten. Dabei haben wir eine Reihe schwerer Entscheidungen treffen müssen. Wir haben so die Weichen für neue unternehmerische Perspektiven gestellt. Die energiepolitischen Herausforderungen belasten uns allerdings weiter.“
Wie erwartet konnte der RWE-Konzern 2015 nicht an das operative Ergebnis des Vorjahres anknüpfen, erreichte aber seine Ertragsziele trotz ungünstiger Rahmenbedingungen im Energiesektor. Der Rückgang des EBITDA um 2% im Vergleich zum Vorjahr auf 7,0 Mrd. Euro fiel sogar geringer aus als erwartet. Zurückzuführen ist das auf Sondereffekte wie die Vollkonsolidierung des slowakischen Energieversorgers VSE seit Ende August. Ein weiterer Grund für die Planüberschreitung waren Einmalerträge, die im Zusammenhang mit dem Kraftwerksprojekt Hamm anfielen und u.a. auf Versicherungsleistungen zurückzuführen sind. Beides schlug sich im EBITDA und im betrieblichen Ergebnis positiv nieder. Allerdings machte die Entscheidung, Block D nicht fertigzubauen, zugleich eine Wertberichtigung in Höhe von 654 Mio. Euro erforderlich, die im betrieblichen Ergebnis erfasst wurde. Innerhalb der prognostizierten Bandbreite lagen das betriebliche Ergebnis mit 3,8 Mrd. Euro (4% unter Vorjahr) und das bereinigte Nettoergebnis in Höhe von 1,1 Mrd. Euro (12% unter Vorjahr).
Verdopplung des Ergebnisses im Unternehmensbereich Erneuerbare Energien
Deutlich verbessert hat sich das Ergebnis im Unternehmensbereich Erneuerbare Energien; es hat sich gegenüber 2014 mehr als verdoppelt: Es stieg von 186 Mio. Euro auf 493 Mio. Euro . Wesentlich dazu beigetragen hat, dass 2015 neue Windparks mit einer Gesamtkapazität von rund 1.000 Megawatt (MW) kommerziell in Betrieb genommen wurden, darunter die Offshore-Windparks Nordsee Ost nahe Helgoland (295 MW) und Gwynt y Môr vor der Küste von Wales (576 MW; RWE-Anteil im Oktober 2015 von 60 auf 50% reduziert). Damit haben die Erneuerbaren nach Gas und Kohle nun den größten Anteil am Erzeugungsportfolio von RWE. „Die erneuerbaren Energien entwickeln sich immer mehr zu einer tragenden Säule unseres Geschäfts“, sagt Peter Terium. „Neben dem operativen Geschäft gilt 2016 unser ganzes Augenmerk dem Konzernumbau, um die Voraussetzungen für weiteres Wachstum zu schaffen,“ so Terium weiter.
Negatives Nettoergebnis: Hohe Belastungen durch Wertberichtigungen
Die Erfolge im Bereich Erneuerbare Energien und der über den Erwartungen erzielte Fortschritt bei der Umsetzung des Effizienzsteigerungsprogramms reichten jedoch nicht aus, um den Ergebnisrückgang insbesondere in der konventionellen Stromerzeugung auszugleichen. Der anhaltende preisbedingte Margenrückgang im konventionellen Kraftwerksgeschäft war auch der Grund für Wertberichtigungen in Höhe von 2,1 Mrd. Euro auf den deutschen und britischen Kraftwerkspark. Zudem mussten latente Steuern in Höhe von 0,9 Mrd. Euro erfolgswirksam abgeschrieben werden. Aufgrund dieser Sonderbelastungen ging das Nettoergebnis auf -170 Mio. Euro zurück. Im Vertriebsgeschäft, das europaweit 824 Mio. Euro (2014: 912 Mio. Euro ) zum betrieblichen Ergebnis beisteuerte, belasteten operative und technische Probleme im britischen Vertriebsgeschäft das Ergebnis; positiv wirkte sich die im Vergleich zum Jahr 2014 kühlere Witterung aus.
Der Außenumsatz hat sich geringfügig auf 48,6 Mrd. Euro erhöht (+0,3%).
Dividendenvorschlag für das Geschäftsjahr 2015
Vor dem Hintergrund der drastischen Verschlechterung der Ertragsperspektiven in der konventionellen Stromerzeugung und der politischen Unwägbarkeiten werden Vorstand und Aufsichtsrat der RWE AG der Hauptversammlung am 20. April 2016 für das Geschäftsjahr 2015 vorschlagen, die Dividende für Stammaktien auszusetzen und auf Vorzugsaktien lediglich den satzungsgemäßen Vorzugsgewinnanteil von 13 Cent je Aktie auszuzahlen. Peter Terium erläutert: „Angesichts der tiefen Krise in der konventionellen Stromerzeugung müssen wir weitere einschneidende Maßnahmen ergreifen. Die deutliche Aufstockung unseres Effizienzsteigerungsprogramms reicht nicht aus. Daher haben wir die harte, aber notwendige Dividendenentscheidung getroffen, um unser Unternehmen zu stärken. Wir sind uns bewusst, dass wir damit viele Aktionäre enttäuscht haben.“
Stromerzeugung 2% über Vorjahr, CO2-Emissionen 3% unter Vorjahr
2015 hat der RWE-Konzern 213,0 Mrd. Kilowattstunden (kWh) Strom produziert, 2% mehr als im Vorjahr. Zuzuordnen ist das u.a. dem neuen Steinkohlekraftwerk im niederländischen Eemshaven mit einer Kapazität von 1.554 Megawatt (MW), dessen beide Blöcke seit 1. Mai bzw. 1. Juli 2015 im kommerziellen Betrieb sind. Auch der Ausbau der Windkraftkapazitäten und das hohe Windaufkommen trugen zum Anstieg der Stromproduktion bei. Gegenläufig wirkte, dass RWE einige im Fremdeigentum stehende deutsche Steinkohlekraftwerke mit einer Erzeugungsleistung von über 2,4 Gigawatt (GW) nicht mehr nutzt, da die entsprechenden Verträge ausgelaufen sind und nicht verlängert wurden.
Dabei emittierten die Gas- und Kohlekraftwerke von RWE 3% weniger Kohlendioxid (CO2) als 2014, nämlich 150,8 Mio. Tonnen. Ebenfalls rückläufig war der CO2-Ausstoß je erzeugte Megawattstunde Strom. Er verringerte sich von 0,745 auf 0,708 Tonnen.
Leicht erhöhter Stromabsatz, Gasliefermengen 5% über Vorjahr
2015 hat RWE 262,1 Mrd. kWh Strom an externe Kunden geliefert und damit etwas mehr als im Vorjahr. Während der Absatz bei Industrie- und Geschäftskunden u.a. dank erfolgreicher Akquise gestiegen ist, gingen die an deutsche Weiterverteiler gelieferten Mengen zurück.
Der Gasabsatz ist um 5% auf 296,7 Mrd. kWh gestiegen. Hier wirkte sich aus, dass die erste Jahreshälfte in allen RWE-Kernmärkten kühler war als 2014.
Unternehmensbereich Konventionelle Stromerzeugung
Das betriebliche Ergebnis hat sich hier erwartungsgemäß deutlich verringert, und zwar um 45% auf 543 Mio. Euro . Hauptgrund dafür war, dass RWE den Strom der deutschen und niederländischen Kraftwerke zu niedrigeren Großhandelspreisen abgesetzt hat als 2014. Preisbedingte Entlastungen beim Einkauf von Brennstoffen (insbesondere Steinkohle) fingen dies nur zu einem geringen Teil auf.
Unternehmensbereich Vertrieb/Verteilnetze Deutschland
Das betriebliche Ergebnis des Unternehmensbereichs lag im Rahmen der Prognose, die einen moderaten Rückgang vorsah. Mit 1.856 Mio. Euro blieb es knapp hinter dem Vorjahreswert zurück. Dabei kam zum Tragen, dass weniger Erträge aus der Veräußerung von Netzen erzielt wurden. Verbessert hat sich die Ertragslage im deutschen Vertriebsgeschäft; hier war das Vorjahresergebnis noch durch die witterungsbedingten Einbußen beim Gasabsatz geprägt. Zudem hat sich die Zahl der Strom- und Gaskunden um 95 bzw. 44 Tsd. erhöht.
Unternehmensbereich Vertrieb Niederlande/Belgien
Das betriebliche Ergebnis fiel hier mit 194 Mio. Euro wie erwartet deutlich höher aus als 2014. Der Anstieg um 33% ist u.a. darauf zurückzuführen, dass sich die Ertragslage im Gasvertrieb nach dem sehr milden Vorjahr wieder erholt hat. Hinzu kam die erfolgreiche Vermarktung neuer Vertriebsangebote.
Unternehmensbereich Vertrieb Großbritannien
Der Bereich schloss mit einem betrieblichen Verlust von 137 Mio. Euro . Hauptgrund dafür sind gravierende Prozess- und Systemprobleme bei der Privatkundenabrechnung. Ertragseinbußen entstanden u.a. auch dadurch, dass Privat- und Gewerbekunden zu anderen Anbietern wechselten.
Unternehmensbereich Zentralost-/Südosteuropa
Das betriebliche Ergebnis dieses Unternehmensbereichs war mit 919 Mio. Euro um ein Drittel höher als 2014. Damit wurde die Prognose weit übertroffen, die einen moderaten Rückgang vorsah. Ausschlaggebend dafür war die erstmalige Vollkonsolidierung von VSE: Der Bilanzierungsänderung ging eine Neubewertung der Beteiligung voraus, die zur Aufdeckung stiller Reserven in Höhe von 185 Mio. Euro führte. Aber auch ohne diesen Effekt hätte der Bereich über Vorjahr abgeschlossen, vor allem wegen erfolgreicher Kostensenkungsmaßnahmen.
Unternehmensbereich Trading/Gas Midstream
Das betriebliche Ergebnis von RWE Supply & Trading blieb mit 156 Mio. Euro hinter den Erwartungen. Der Rückgang ist u.a. dem Energiehandel zuzuordnen. Die Erträge, die hier erzielt wurden, waren leicht unterdurchschnittlich, nachdem sie im Vorjahr noch sehr hoch ausgefallen waren.
Cash Flow
Der RWE-Konzern hat 2015 mit den fortgeführten Aktivitäten einen Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit von 3.339 Mio. Euro erzielt und blieb damit deutlich hinter dem Vorjahreswert (5.556 Mio. Euro ) zurück. Hier spiegelt sich u.a. die Margenverschlechterung in der konventionellen Stromerzeugung wider. Zudem fielen Einmaleffekte aus der Umstellung des Zahlungsrhythmus für CO2-Emissionsrechte weg, die sich 2014 positiv auf das Nettoumlauf-vermögen ausgewirkt hatten.
Investitionen leicht unter Vorjahr
Die Investitionen des RWE-Konzerns lagen mit 3,3 Mrd. Euro um 4% unter Vorjahr. Stark rückläufig waren die Investitionen im Unternehmensbereich Konventionelle Stromerzeugung, der 2014 noch schwerpunktmäßig in die beiden neuen Steinkohlekraftwerke im niederländischen Eemshaven und in Hamm investierte. Ebenfalls stark verringert haben sich die Investitionen im Unternehmensbereich Erneuerbare Energien. Sie entfielen u.a. auf die neuen Offshore-Windparks Nordsee Ost und Gwynt y Môr.
Mitarbeiterzahl trotz Rationalisierungsmaßnahmen per saldo unverändert
Zum 31. Dezember 2015 beschäftigte RWE 59.762 Mitarbeiter (umgerechnet in Vollzeitstellen) und damit etwa so viel wie ein Jahr zuvor (59.784 Mitarbeiter). Durch operative Veränderungen, insbesondere aufgrund von Rationalisierungsmaßnahmen, haben per saldo 1.859 Mitarbeiter den Konzern verlassen. Erst- und Entkonsolidierungen von Gesellschaften hatten dagegen einen positiven Nettoeffekt von 1.837 Stellen. Allein durch die Vollkonsolidierung von VSE wurden 1.559 Mitarbeiter zusätzlich erfasst. Der im März abgeschlossene Verkauf von RWE Dea hatte 2015 keinen Einfluss auf den Personalbestand, weil die Beschäftigten des Unternehmens bereits seit Mitte 2014 nicht mehr in den Konzernzahlen berücksichtigt wurden.
Ausblick
Für 2016 prognostiziert der RWE-Konzern ein EBITDA zwischen 5,2 und 5,5 Mrd. Euro und ein betriebliches Ergebnis zwischen 2,8 und 3,1 Mrd. Euro . Das bereinigte Nettoergebnis liegt voraussichtlich in einem Korridor von 0,5 bis 0,7 Mrd. Euro. Gegenüber 2015 ist das ein deutlicher Rückgang. Ein wesentlicher Grund dafür ist der preisbedingte Margenverfall in der konventionellen Stromerzeugung, der mit effizienzsteigernden Maßnahmen nur teilweise aufgefangen werden kann. Zudem wirkt sich der Wegfall von Sondereffekten aus. Restrukturierungsmaßnahmen im britischen Vertriebsgeschäft sind angelaufen, RWE rechnet hier aber auch für 2016 noch mit Belastungen. Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds werden die Nettoschulden und Mitarbeiterzahlen auf Konzernebene voraussichtlich konstant bleiben.
Zukunftsbezogene Aussagen
Diese Pressemeldung enthält Aussagen, die sich auf die zukünftige Entwicklung des RWE-Konzerns und seiner Gesellschaften sowie wirtschaftliche und politische Entwicklungen beziehen. Diese Aussagen stellen Einschätzungen dar, die das Unternehmen auf Basis aller zum jetzigen Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Informationen getroffen hat. Sollten die zugrunde gelegten Annahmen nicht eintreffen oder weitere Risiken eintreten, so können die tatsächlichen Ergebnisse von den zurzeit erwarteten Ergebnissen abweichen. Eine Gewähr können wir für diese Angaben daher nicht übernehmen.
Für Rückfragen:
Peter Heinacher
Leiter Corporate Affairs
RWE AG
T +49 201 12 15596
T +49 171 2289562
peter.heinacher@rwe.com
Sabine Jeschke
Leiterin Konzernpressestelle
RWE AG
T: +49 201 12 17441
M: +49 162 285 01 57
sabine.jeschke@rwe.com
Vera Bücker
Pressesprecherin
RWE AG
T: +49 201 12 15140
M: +49 162 251 73 29
vera.buecker@rwe.com