Bauen und Wohnen, klimaneutral und nachhaltig: Wie das geht, ist in Bedburg im Rheinischen Revier nun hautnah und ganz real erlebbar. Auf einer Fläche von ca. 55.000 Quadratmetern ist ein energieeffizientes und ressourcenschonendes Quartier mit 110 Wohneinheiten entstanden. Am vergangenen Freitag, 12. April, wurde die Energieversorgung des Quartiers vollständig in Betrieb genommen. Ob Strom, Wärme oder Kühlung - Grüne Energie wird lokal erzeugt, gespeichert und verbraucht.
Die Ressourcenschutzsiedlung Bedburg-Kaster ist als Projekt SmartQuart ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördertes „Reallabor der Energiewende“. Das heißt, was an konkreten Lösungen für klimafreundliche Wohnquartiere erdacht wurde, wird hier in die Praxis umgesetzt und erprobt. Dazu wurden in Bedburg bestehende Technologien innovativ verbunden und koordiniert, sodass ein Autarkiegrad von bis zu 90 Prozent erreicht werden kann. Die E.ON-Tochter Westenergie hat sich um die operative Umsetzung der Maßnahmen in Bedburg gekümmert.
Quartierseigene PV-Anlage und eine Windkraftanlage liefern grünen Strom
„Mit dem Projekt SmartQuart zeigen wir hier in Bedburg, wie die Energiewende auf lokaler Ebene gelingen kann. Wir erzeugen grüne Energie in einem unserer kommunalen Windparks und versorgen damit intelligent die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers“, sagte Sascha Solbach, Bürgermeister der Stadt Bedburg, anlässlich der feierlichen Inbetriebnahme der Energieversorgung.
So liefern eine quartierseigene PV-Anlage und der 67-MW-Windpark Königshovener Höhe, den RWE mit der Stadt Bedburg betreibt, mit Direktanbindung grünen Strom, den die Bewohnerinnen und Bewohner in ihren Gebäuden dank Batteriespeicher auch abends oder bei Flaute nutzen können. Zusätzlich besitzt das Quartier eine Anbindung an das öffentliche Stromverteilnetz. Für grüne Wärme sorgt die kombinierte Erzeugung von Energie aus Abwasser-Wärmerückgewinnung, Wärmepumpen, einem Wärme-Pufferspeicher mit einer Kapazität von 10.000 Litern und einer ca. 400 m² Fläche mit Erdwärmekollektoren. Hinzu kommt ein Niedrigtemperaturnetz mit gleitenden Temperaturen, das unnötige Energieverluste vermeidet und den Bewohner*innen im Sommer zusätzlich eine Kühlung ihrer Häuser bietet. Alle Komponenten werden intelligent aus der quartierseigenen Energiezentrale gesteuert. In ihr läuft die gesamte Energie- und Kommunikationsinfrastruktur zusammen und macht die effiziente und nahezu komplett klimaneutrale Energieversorgung erst möglich.
RWE Power hat gemeinsam mit der Stadt Bedburg das Gebiet entwickelt und vermarktet
Gebaut wurde nach dem Faktor-X-Prinzip, das unter anderem die Nutzung von Materialien wie Holz, Naturdämmschichten und Recycling-Baustoffen vorsieht. Damit werden in allen Phasen — also vor, während und nach dem Bau — möglichst viele Treibhausgase vermieden und Ressourcen sowie Energie eingespart. Im Vergleich zur konventionellen Bauweise haben die Häuser im Quartier nur die Hälfte an grauer Energie und nicht-nachwachsenden Rohstoffen verbraucht. Die Siedlung ist eines von bisher nur drei Quartieren in Deutschland, in denen die Faktor-X-Bauweise realisiert wurde.
„Die Energiewende ist besonders dann erfolgreich, wenn unterschiedliche Akteure auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Genau das war in Bedburg von Beginn an der Fall“, sagt Sahra Vennemann, Projektleiterin bei E.ON. Zu diesen Partnern gehört auch RWE Power, das nicht nur die Hälfte des Gebietes eingebracht, sondern die Baugrundstücke gemeinsam mit der Stadt Bedburg entwickelt und vermarktet hat. Jasmin Matros, Projektleiterin auf Seiten der RWE Power, betont: „Nur wenige Jahre nach Beginn des Projekts ist eine Siedlung entstanden, die Vorbildcharakter über die Region hinaus hat. Die nachhaltige Entwicklung dieses Baugebietes zeigt, dass wir auf den unterschiedlichsten Feldern des Strukturwandels aktiv sind und unsere Verantwortung für die Region sehr ernst nehmen.“
Einen Film zum Projekt und weitere Informationen finden Sie hier.