Wären sie nicht weiß, würden die drei bizarren Spezial-Lkws an einen Militärkonvoi erinnern: Ende Juli erkundete der Geologische Dienst NRW mit schweren Messfahrzeugen den tiefen Untergrund im Umfeld des Kraftwerks Weisweiler. Die sogenannten Vibro-Trucks senden über eine hydraulisch absenkbare Rüttelplatte Schwingungen in den Untergrund. Die verschiedenen Gesteinsschichten in der Tiefe werfen diese Vibrationen unterschiedlich stark in die empfindlichen Messgeräte zurück. So können sich die Geologen ein besseres Bild von der Erde unter Weisweiler machen, ähnlich einem Ultraschallbild.
Die Messungen finden auf der Aldenhovener Straße bei Neu-Lohn/Fronhoven, auf der Straße Am Hagelkreuz und auf der Straße zwischen dem Bereich Werkstatt Weisweiler und den Tagesanlagen des Tagebaus Inden statt. An jedem Messpunkt bleiben die Fahrzeuge drei bis vier Minuten stehen und vibrieren unterschiedlich stark und lang.
Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen sieht in der Nutzung klimafreundlicher Erdwärme eine wesentliche Säule der Energiewende. Ihr Masterplan "Geothermie NRW" beinhaltet ein Explorations- und Bohrprogramm zur Erkundung des tieferen Untergrunds. Dort gibt es Gesteinsschichten, die sich für eine Erdwärmegewinnung eignen könnten. Die jetzt laufenden seismischen Erkundungen sind Teil ebendieses Masterplans.
"Mit dem Geologischen Dienst NRW arbeiten wir in Sachen Geothermie seit Jahren sehr konstruktiv zusammen", berichtet RWE Power-Geologie Thomas Oswald. Der GD hat die beiden Erkundungsbohrungen von RWE vor dem Kraftwerk Weisweiler intensiv begleitet. Auch das Rütteln und Schütteln am Tagebaurand wird neue Erkenntnisse über den Aufbau der Erdschichten liefern.
Das Ziel ist es, die wasserführenden Gesteinsschichten in der Tiefe möglichst genau zu orten. Genauigkeit ist wichtig, da die Bohrungen sehr teuer sind. "Bei der Geothermie wird Tiefenwasser genutzt, das durch eine Förderbohrung an die Oberfläche gepumpt wird. Dort gibt das heiße Wasser seine Energie über Wärmetauscher an den Energieverbraucher ab, beispielsweise an ein Fernwärmenetz. Anschließend wird das Wasser wieder in die Tiefe geleitet", sagt Thomas Oswald.
Übrigens hat die Tiefengeothermie mit dem umstrittenen Fracking nichts zu tun. Thomas Oswald: "Es werden keine Gesteine mit Druck aufgebrochen. Da das Tiefenwasser nach der Wärmenutzung wieder in den Untergrund gepumpt wird, kommt es auch zu keiner Volumenänderung."