Die langfristigen Klimaschutzziele sollten nicht in Frage gestellt werden. Dies gilt insbesondere für das im Abkommen von Paris festgelegte Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung und das langfristige Ziel der EU zur Erreichung der Klimaneutralität in 2050. Entscheidend ist, dass diese Ziele möglichst kosteneffizient erreicht werden.
Dafür ist es erforderlich, das Energiesystem nicht anhand von weitgesteckten Zielen zu planen, sondern dieses an einem realistischen Pfad auszurichten.
Heute erfolgt die Energiesystemplanung in Deutschland nicht bedarfsgerecht, sondern basierend auf energiepolitischen Zielen. Um eine Überdimensionierung des Gesamtsystems und der Netze zu vermeiden, bedarf es realistischer Szenarien, z.B. in Bezug auf die unterstellte Stromnachfrage. Dazu gilt es den unterstellten nötigen Netzausbau genau zu überprüfen und kritisch zu hinterfragen, bevor teure Netzausbauentscheidungen getroffen werden, die im Nachhinein vermeidbar gewesen wären. Auch die technologiespezifischen Erneuerbaren-Ausbauziele sollten in diesem Rahmen kritisch überprüft werden (siehe Kapitel 3). Ein solcher bedarfsgerechter Ausbau könnte den Stromkunden allein in den nächsten 10 Jahren schnell dreistellige Milliardensummen ersparen.
Insgesamt ist eine robuste Planungsgrundlage für die Infrastrukturentwicklung bis 2035/37 erforderlich, die unterschiedlichen Optionen für den weiteren Dekarbonisierungspfad danach eröffnet. Der Strombedarf wird beispielsweise von der Geschwindigkeit der Elektrifizierung des Verkehrs- und Wärmesektors sowie der Industrie abhängen. Hierfür sollten unterschiedliche Szenarien berücksichtigt werden.
Bei der Energiesystemplanung muss daher zwischen Investitionen in Erneuerbare und Netze, die sich volkswirtschaftlich in jedem Fall rentieren und Investitionen, die nur dann notwendig werden und sinnvoll sind, wenn sich bestimmte Entwicklungen mit einer gewissen Verlässlichkeit abzeichnen, unterschieden werden.
Dies ermöglicht Anfang der 2030er Jahre im Lichte der bis dann gemachten Erfahrungen den weiteren Weg anzupassen ohne bereits große Kosten aus Investitionen, die nicht vom Bedarf gedeckt werden, verursacht zu haben.